1.
Innen. Abend. Treppenhaus einer Altbauwohnung. REINHARD ZIMMERMANN (40) humpelt, ein Fuß in Gips, mit einer Krücke mühsam die Treppe hoch. Dunkler Anzug und Krawatte. Hinter ihm ein TAXIFAHRER (50), der seinen schweren Koffer trägt. TAXIFAHRER: Sind wir bald da? REINHARD: Noch eine Etage.
2.
Treppenhaus. REINHARD entdeckt auf seiner Wohnungstüre ein gemaltes Namensschild. Darauf steht in grüner Farbe „Mona-Lisa Müller und Reinhard Zimmermann“. Darunter sind rote Herzchen. REINHARD lächelt und schließt die Türe auf. Er hört jetzt lautes Stöhnen und Lustschreie. REINHARD sagt zum Taxifahrer: Stellen Sie den Koffer gleich hier vorne in den Flur. Der TAXIFAHRER hört auch, was REINHARD hört und schaut REINHARD fragend an. REINHARD holt aus seiner Tasche einen Zwanzig-Euroschein und gibt ihn dem Taxifahrer. REINHARD: Meine Tochter ist gerade in einem schwierigen Alter. Haben Sie jedenfalls vielen Dank. TAXIFAHRER: Das ist sehr großzügig. Danke. Sie können mich immer anrufen, wenn Sie oder Ihre Tochter ein Taxi brauchen. Der TAXIFAHRER verlässt die Wohnung und REINHARD schließt hinter ihm die Türe.
3.
Flur. REINHARD bleibt einen Moment stehen. Dann geht er weiter und öffnet die erste Türe. Sein Arbeitszimmer ist vollgestellt mit Möbeln. Er geht weiter und öffnet eine zweite Tür. Da liegen MONA-LISA (25) und DIETER (26) auf einer Matratze und haben Sex.
4.
REINHARD betritt das Zimmer und sagt nur: Raus! DIETER zieht sich hastig an und verlässt, so schnell er kann, die Wohnung. MONA-LISA hat sich zugedeckt und sagt nichts. REINHARD schaut sich im Zimmer um. Alle Wände sind frisch mit grüner Farbe gestrichen. Der Boden ist noch mit Plastikfolie bedeckt und zwei Farbeimer stehen herum. MONA-LISA: Dieter war so lieb und hat mir geholfen. Da ist es eben passiert. REINHARD sagt nichts dazu. MONA-LISA: Du wolltest doch erst nächste Woche zurück sein. REINHARD: Wie du siehst, habe ich mir ein Bein gebrochen. MONA-LISA wickelt das Betttuch um sich, steht auf und geht zu REINHARD. MONA-LISA: Bist du mir böse? (Pause) Ich werde auch wieder ganz lieb sein zu dir. REINHARD stösst sie mit seiner Krücke zurück auf das Bett. REINHARD: Du bist und bleibst eine Hure. Ich will, dass du sofort deine Sachen packst und verschwindest. MONA-LISA: Wie ist es denn passiert? REINHARD antwortet nicht. MONA-LISA: Du brauchst doch jetzt jemand, der sich um dich kümmert.
5.
Im Badezimmer. MONA-LISA hat sich angezogen. Ein grünes T-Shirt und ein giftgrüner Minirock. Sie packt die wenigen Kleidungsstücke, die sie besitzt, in einen Rucksack.
6.
Im Flur. MONA-LISA zieht sich eine dunkelgrüne Jacke, die in der Garderobe hängt, an. REINHARD beobachtet sie schweigend. MONA-LISA öffnet die Wohnungstür und dreht sich noch einmal um. MONA-LISA: Tschau. Sie wartet einen Moment. Dann sagt sie: Du hast mich nie geliebt. Du hast dir nur selbst etwas vorgemacht. Ich habe dich geliebt. Du bist unmenschlich. Dann holt sie einen Schlüsselbund aus ihrer Handtasche und wirft ihn ihm vor die Füße. Sie knallt die Tür hinter sich zu.
7.
Im Treppenaus. MONA-LISA reisst das von ihr gemalte Namensschild ab, zerknüllt es und wirft es auf den Boden
8.
Außen. Nacht. MONA-LISA geht durch eine nur spärlich beleuchtete Straße.
9.
Außen. Nacht. Park. MONA-LISA zieht einen Pullover an und legt sich auf eine Parkbank zum Schlafen. Ein OBDACHLOSER (50), mit mehreren Plastiktüten, kommt. OBDACHLOSER: Das ist mein Platz. Du kannst hier nicht schlafen. MONA-LISA steht auf. MONA-LISA: Entschuldigung. MONA-LISA geht weg. Der OBDACHLOSE macht es sich mit einer Decke gemütlich.
10.
Außen. Morgen. MONA-LISA wacht auf einer anderen Parkbank auf. Sie kämmt ihre Haare und putzt sich die Zähne mit Zahnpasta und Wasser aus einer Sprudelflasche.
11.
Innen. Lebensmittelgeschäft. MONA-LISA kauft ein Brötchen, eine Tafel Schokolade und eine große Sprudelflasche.
12.
Außen. Tag. Vorortstraße. MONA-LISA wandert unschlüssig eine Straße entlang.
13.
Außen. Tag. Bushaltestelle. MONA-LISA schaut auf die Tafel mit den Abfahrtszeiten und setzt sich dann auf eine Bank und ist das Brötchen, das sie gekauft hat. Ein MANN (45) kommt dazu und setzt sich neben sie. Er beobachtet sie eine Weile, dann sagt er: Ich heiße Fred. Wie heißt du? MONA-LISA reagiert nicht. FRED: Du siehst so aus, als könntest du Geld brauchen. Habe ich Recht? Ich könnte dir da behilflich sein. MONA-LISA ist weiter ihr Brötchen. FRED holt aus seinem Portemonnaie einen Fünfzig-Euroschein und zeigt ihn ihr. FRED: Wenn du mir einen bläst, gehört er dir. MONA-LISA schmeißt das angebissene Brötchen weg und steht auf. FRED steht auch auf und nähert sich ihr. FRED: Ist doch nichts dabei. Das geht ganz schnell und tut nicht weh. MONA-LISA tritt FRED mit voller Kraft in die Eier. MONA-LISA: Aber das tut weh! FRED krümmt sich vor Schmerzen.
14.
Innen. Bus. MONA-LISA sitzt im Oberdeck des Busses und schaut auf die Straße. Rechts ist Wald und auf der linken Seite ein See.
15.
Außen. Tag. Wannsee. Die Sonne scheint. MONA-LISA setzt sich an einem kleinen Stück Strand in den Sand und schaut auf das Wasser. In der Ferne Segelboote. Sie zieht ihre Schuhe aus, stellt sie ordentlich neben ihren Rucksack. Dann geht sie mit ihren Kleidern in das Wasser. Ein vorbeikommendes LIEBESPAAR bleibt stehen und beobachtet sie.
MONA-LISA geht wieder zurück. Ihre Kleider sind klitschnass. Das LIEBESPAAR geht weiter. MONA-LISA zieht sich bis auf BH und Slip aus und legt die nassen Sachen zum Trocknen auf den Sand. Dann nimmt sie einen Stein und wirft ihn, so weit sie kann, in den See. Sie beobachtet die kreisförmigen Wellen, die sich um die Stelle bilden.
16.
Innen. Regionalzug. MONA-LISA sitzt im Oberdeck eines Regionalzugs und schaut auf die vorbeiziehende Landschaft. Dann holt sie aus ihrem Rucksack ein vergilbtes und zerlesenes Taschenbuch: „Sputnik Sweetheart“ von Haruki Murakami. Im Buch ist ein Foto. Es zeigt ein Ehepaar und ein kleines Mädchen.
17.
Außen. Tag. Ein Provinzbahnhof. Der Zug fährt ein, MONA-LISA steigt aus.
18.
Auf dem Parkplatz hinter dem Bahnhof stehen viele Fahrräder. MONA-LISA findet eins, das nicht mit einer Kette abgeschlossen ist. Sie schaut sich um, steigt dann auf das Fahrrad und fährt davon.
19.
Ein menschenleeres Dorf. MONA-LISA hält in der Nähe eines etwas abseits gelegenen Hauses, stellt das Rad an einen Baum und nähert sich vorsichtig dem Haus. Sie schaut es lange an. Dann holt sie das Foto aus dem Murakamibuch und wirft es in den Briefkasten.
20.
MONA-LISA fährt durch einen Wald. Dann verlässt sie die Straße und biegt in einen Waldweg ein. Immer weiter.
21.
Im Wald. MONA-LISA steigt vom Fahrrad, lässt es auf den Boden fallen und geht immer tiefer in den Wald. Überall wachsen Pilze. Sie nimmt einen in die Hand, um ihn genauer anzuschauen und wirft ihn dann weg.
22.
Waldlichtung. Umgeben von Birken, Kiefern und Eichen. MONA-LISA findet mehrere Fliegenpilze. Sie zieht ihre Jacke aus und legt die Fliegenpilze in ihre Jacke.
23.
Unter einer alten Eiche sitzt MONA-LISA. Vor ihr liegen auf ihrer Jacke die Fliegenpilze. Aus ihrem Rucksack holt sie die Schokolade und ein Fläschchen mit Tabletten. Sie faltet die Hände zum Beten und schließt die Augen. Dann öffnet sie die Augen wieder, nimmt eine Tablette, isst den ersten Fliegenpilz, nimmt einen Schluck Sprudel, dann ein Stück Schokolade.
24.
POV mit einem kreisrunden Cash über die Äste von hohen Bäumen. Man hört das Gekreisch von Eichelhähern. Schwenk auf MONA-LISA die schlafend unter einer Eiche liegt. Die Kamera zoomt auf sie zu. Ein seltsam irreales Bild. Wie ein Übergang in eine andere Welt.
25.
LEONARDO WOLFF (60), der Jeans und ein orangenes Polohemd trägt, setzt sein Zoom-Fernglas ab und geht in Richtung MONA-LISA.
26.
Unter der Eiche liegt MONA-LISA. LEONARDO kommt ins Bild. Vor ihr liegen noch zwei Fliegenpilze auf der grünen Jacke. Daneben die Sprudelflasche. LEONARDO: Hallo! Hallo! MONA-LISA reagiert nicht. LEONARDO schüttelt sie, legt sein Ohr auf ihren Mund, um herauszufinden, ob sie noch atmet, fühlt ihren Puls. LEONARDO: Immerhin bist du noch lebendig. Von Fliegenpilzen stirbt man nicht. MONA-LISA reagiert auch darauf nicht. LEONARDO überlegt ein paar Sekunden, dann stopft er die Jacke und die Sprudelflasche in den Rucksack und zieht ihn sich über. Mit beiden Händen hebt er MONA-LISA hoch und trägt sie durch den Wald.
27.
LEONARDO kommt zu der Stelle, wo MONA-LISAS Fahrrad liegt. LEONARDO: Mein gutes Kind, dein Fahrrad kann ich jetzt leider nicht mitnehmen.
28.
Waldrand. In der Ferne ein einsames, verfallendes Haus. LEONARDO legt MONA-LISA sanft ins Gras. LEONARDO: Wenn du ein bisschen weniger gegessen hättest, wäre es für mich leichter, dich zu tragen.
29.
Kurz vor dem Haus erbricht sich MONA-LISA. Explosionsartig kommt alles, was sie gegessen hat, herausgeschossen. LEONARDO kriegt auch etwas davon ab. MONA-LISA öffnet die Augen, schaut ihn an und schließt sie wieder.
LEONARDO öffnet die Haustüre.
30.
Wohnzimmer in Leonardos Haus. Ein großer Tisch, um den Stühle stehen. An den Wänden neue, ungerahmte Ölbilder mit Landschaftsmotiven. LEONARDO setzt MONA-LISA auf ein altes Sofa. LEONARDO: Ich hoffe, du musst dich nicht nochmal übergeben. Ich mache dir erstmal einen Kamillentee, damit sich dein Magen beruhigt. MONA-LISA öffnet wieder die Augen und schaut LEONARDO an. MONA-LISA: Du bist kein Engel, und ich bin auch nicht im Paradies. LEONARDO: Selbstmörder kommen nicht ins Paradies.
31.
In der Küche, die ungewöhnlich sauber und aufgeräumt ist, gießt LEONARDO heißes Wasser in eine Tasse. Aus dem Kühlschrank holt er eine halbleere Flasche Rotwein und gießt sich ein Glas voll. Er nimmt einen Schluck.
32.
LEONARDO kommt mit der Teetasse und dem Rotweinglas zurück ins Wohnzimmer. Er hält ihr die Tasse vor die Nase. LEONARDO: Vorsichtig trinken. Der Tee ist noch heiß. MONA-LISA nimmt einen Schluck. LEONARDO wendet sich ab, geht zu einer Kommode und holt eine dicke, braune Alpacadecke aus der Schublade. Er legt sie zu MONA-LISA auf das Sofa. LEONARDO: Du kannst heute Nacht hier schlafen. Das Badezimmer ist gleich nebenan. Ich schlafe oben. Wie heißt du eigentlich? MONA-LISA antwortet nicht. LEONARDO: Ist ja auch egal, wie du heißt. Gute Nacht.
33.
Im Badezimmer zieht LEONARDO sich aus. Er legt seine Kleider sorfältig zusammen auf die Waschmachine. Dann putzt er sich die Zähne. Es klopft an der Tür. LEONARDO: Einen Moment! LEONARDO wirft sich einen Bademantel über. LEONARDO: Jetzt kannst du reinkommen. MONA-LISA öffnet die Türe nur halb. MONA-LISA: Darf ich Ihre Zahnbürste benutzen? Ich habe meine zuhause vergessen. LEONARDO: Wenn du sicher bist, dass du keine tödlichen Krankheiten hast, ausnahmsweise. Wer sich nicht regelmäßig die Zähne putzt, dem fallen sie früher oder später aus. MONA-LISA: Haben Sie Ihren Kindern das auch immer gesagt? LEONARDO: Ich habe keine.
34.
Treppenhaus. LEONARDO überlässt MONA-LISA das Badezimmer und geht über eine Treppe hinauf ins sein Schlafzimmer.
35.
Schlafzimmer. Auch hier hängen Ölgemälde an den Wänden. LEONARDO zieht den Bademantel aus, geht zum Fenster und wirft einen Blick hinaus auf seinen Garten. Die Sonne ist schon lange untergegangen. Er zieht den Vorhang zu und legt sich ins Bett. LEONARDO redet mit sich selbst: Was mache ich bloß mit diesem verrückten Mädchen.
36.
Badezimmer. MONA-LISA putzt sich die Zähne mit Leonardos Zahnbürste.
37.
Schlafzimmer. LEONARDO ist eingeschlafen. Er schnarcht ein bisschen.
38.
Wohnzimmer. MONA-LISA liegt auf dem Sofa unter der Decke und schläft auch. Ein Hund bellt. MONA-LISA wacht auf, steht auf und sucht im Dunkeln den Lichtschalter. Sie stößt an einen Stuhl und der Stuhl fällt mit Gepolter um. Dann findet sie den Lichtschalter und stellt den Stuhl wieder richtig hin. Dann geht sie hinaus in den Flur.
39.
Flur. MONA-LISA will die Haustüre öffnen, aber sie ist abgeschlossen. Plötzlich steht LEONARDO im Bademantel vor ihr. LEONARDO: Wieso schläfst du nicht? MONA-LISA: Ich habe Angst. Ich habe geträumt, dass mich ein Wolf fressen wollte. LEONARDO: Ich heiße zwar Wolff, mit Doppel „f“, aber ich bin keiner. MONA-LISA: Darf ich heute Nacht bei Ihnen schlafen, Herr Wolff? LEONARDO schaut MONA-LISA prüfend an und sagt dann: Na schön, wenn es nicht anders geht. Aber bring die Decke mit.
40.
Treppenhaus. LEONARDO geht voraus. MONA-LISA folgt ihm mit der Decke.
41.
Schlafzimmer. LEONARDO und MONA-LISA liegen im Bett. LEONARDO macht das LICHT aus. MONA-LISA: Sie haben mir das Leben gerettet, Herr Wolff. Jetzt gehöre ich Ihnen. Sie können mit mir machen, was Sie wollen. LEONARDO: Ich will nur, dass du jetzt sofort schläfst. MONA-LISA schließt die Augen. MONA-LISA: Ich schlafe ja schon.
42.
Morgen. Ein Hahn kräht. LEONARDO wacht auf, schaut auf die in ihren Kleidern schlafende MONA-LISA und steht dann behutsam auf. Er zieht seinen Bademantel an und verlässt das Schlafzimmer.
43.
Küche. LEONARDO, rasiert und angezogen, bereitet das Frühstück vor. Er gießt heißes Wasser in eine Teekanne, stellt Teller und Tassen auf einen kleinen Tisch.
44.
Außen. Tag. LEONARDO pflückt in seinem Garten Blumen.
45.
Badezimmer. MONA-LISA duscht sich und zieht dann den Bademantel von Leonardo an.
46.
MONA-LISA betritt das Wohnzimmer, schaut in die Küche und sieht den gedeckten Tisch. MONA-LISA ruft laut: Herr Wolff, wo sind Sie?
47.
Flur. MONA-LISA öffnet die Haustüre und geht nach draußen.
48.
Garten. MONA-LISA entdeckt LEONARDO. MONA-LISA: Ich habe Hunger. LEONARDO wirft einen missbilligenden Blick auf seinen Bademantel. LEONARDO: Ich dachte ein Blumenstrauß auf dem Frühstückstisch würde dir gefallen. MONA-LISA: Warum sind Sie so nett zu mir? LEONARDO: Ich bin immer nett. MONA-LISA: Es ist sehr schön hier bei Ihnen. Fast wie im Paradies.
49.
Küche. MONA-LISA und LEONARDO sitzen sich gegenüber am Frühstückstisch. LEONARDO: Für dich gibt’s leider nur schwarzen Tee und Zwieback. MONA-LISA verzieht ihr Gesicht. LEONARDO: Ich fahre nachher zum Supermarkt. Ich muss Wein kaufen. MONA-LISA: Kann ich mitkommen? LEONARDO: Nein. Ich fahre mit dem Fahrrad. Zu Fuß ist das zu weit. Wenn ich zurückkomme, holen wir dein Fahrrad, damit du wieder nach Hause fahren kannst. MONA-LISA: Ich habe kein Zuhause. LEONARDO: Dann eben woanders hin. Hier kannst du nicht bleiben. Hier gibt’s nichts, was junge Mädchen brauchen. Kein Telefon, kein Internet und auch kein Fernsehen. Weil die Welt so scheußlich geworden ist, habe ich mich vor zwei Jahren entschlossen, sie zu ignorieren.
50.
Dorfstraße. LEONARDO fährt mit seinem Fahrrad zum Supermarkt. Ab und zu bellt ein Hund ihn an.
51.
Küche. MONA-LISA trägt immer noch Leonardos Bademantel und macht den Abwasch.
52.
Wohnzimmer. Dann holt sie aus einer Abstellkammer einen Staubsauger und beginnt zu staubsagen.
53.
Vor dem Haus. LEONARDO kommt mit einem Einkaufskorb zurück. Er hört das Staubsaugergeräusch.
54.
Wohnzimmer. LEONARDO betritt das Wohnzimmer. MONA-LISA, die noch immer Leonardos Bademantel trägt, saugt weiter. LEONARDO: Was soll denn das bedeuten? MONA-LISA stellt den Staubsauger ab. MONA-LISA: Ich möchte mich ein bisschen nützlich machen. Als Dank für Ihre Gastfreundschaft. Ich kann auch ziemlich gut kochen, Herr Wolff. LEONARDO: Das hat meine Frau auch gesagt, bevor ich sie geheiratet habe. Dann wurden daraus Bratkartoffeln, Spaghetti und ab und zu eine Pizza. Kochen ist eine Kunst, deshalb heißt es ja auch „Kochkunst“. MONA-LISA: Sie haben die falsche Frau geheiratet.
55.
Nacht. Schlafzimmer. LEONARDO liegt im Bett. MONA-LISA kommt ins Schlafzimmer. Sie trägt nur ihr T-Shirt und krabbelt zu LEONARDO ins Bett. LEONARDO: Dein Abendessen heute war großartig. Ich habe schon lange nicht mehr so gut gegessen. Vielleicht sollte ich dich doch nicht wegschicken. MONA-LISA: Ich habe Ihnen doch gestern schon gesagt, jetzt gehöre ich Ihnen. LEONARDO macht das Licht aus und sagt: Gute Nacht. Ich weiß noch immer nicht, wie du heißt. MONA-LISA: Darf ich Ihnen eine Frage stellen? LEONARDO: Frag schon. MONA-LISA: Warum versuchen Sie nicht, mit mir zu schlafen? LEONARDO: Weil ich unfruchtbar bin, hat sich meine Frau von mir scheiden lassen. Jetzt bin ich auch noch impotent geworden. MONA-LISA: Wie impotent? LEONARDO: Wenn du es ganz genau wissen willst, mein Schwanz geht nicht mehr hoch. MONA-LISA: Oh!
56.
Tag. Küche. LEONARDO bereitet das Frühstück vor: Eier, Kaffee, Toast, Marmelade, Honig. MONA-LISA kommt wieder mit Leonardos Bademantel dazu. Sie zieht ihn aus und steht jetzt nackt vor ihm. MONA-LISA: Finden Sie mich eigentlich schön, Herr Wolff? LEONARDO mustert sie von Kopf bis Fuß. LEONARDO: Du bist sehr schön. Das weißt du selbst. Du könntest etwas mehr essen. MONA-LISA: Alleine essen, macht keinen Spaß.
57.
Waldweg. LEONARDO und MONA-LISA laufen durch den Wald. Sie kommen zu der Stelle, wo LEONARDO sie gefunden hat und sehen Fliegenpilze. MONA-LISA: Ich habe zehn Stück davon gegessen. Ich wollte sterben. Wenn ich einen grünen Knollenblätterpilz gefunden hätte, wäre ich jetzt tot. LEONARDO: Mit Sicherheit. Da kannst du Gift drauf nehmen.
58.
LEONARDO und MONA-LISA gehen zurück zum Haus. MONA-LISA schiebt ihr Fahrrad. LEONARDO: Warum wolltest du sterben? MONA-LISA: Einfach so. LEONARDO: Hm? MONA-LISA (nach einer Weile): Finden Sie, dass es schön ist, alt zu werden?
59.
Leonardos Haus. MONA-LISA lehnt das Fahrrad an die Hauswand. LEONARDO setzt sich auf eine Bank, die neben dem Hauseingang steht. Die Sonne scheint. Im Garten zwitschern die Vögel. MONA-LISA setzt sich neben ihn. MONA-LISA: Kennen Sie Haruki Murakami? LEONARDO: Was ist das? MONA-LISA: Mein Lieblingsschriftsteller. MONA-LISA steht auf, geht ins Haus und kommt mit dem Taschenbuch „Sputnik Sweetheart“ zurück. Sie gibt es LEONARDO. LEONARDO blättert darin und findet eine Widmung: „Für Mona-Lisa, das schönste Mädchen auf der Welt. Zum 20. Geburtstag. Karlheinz.“ MONA-LISA: Ich könnte wie Sie nicht leben. So ganz ohne Sex. LEONARDO: Man gewöhnt sich an Alles. Auch daran. Du heißt also Mona-Lisa. Und wie weiter? MONA-LISA: Müller. LEONARDO: Ich heiße Leonardo. Du kannst Leo zu mir sagen und mich duzen. MONA-LISA: Das kann ich icht. Ich habe viel zu großen Respekt vor Ihrem Alter. MONA-LISA steht auf. Ich werde auch heute wieder etwas kochen. Nach dem Essen legen Sie sich ins Bett, machen einen Mittagsschlaf und vorher gebe ich Ihnen eine balinesische Fußmassage. Mit Karlheinz war ich da und habe das gelernt. Es tut weh, wirkt aber Wunder. Vielleicht kann es sogar Ihr Erektionsproblem lösen. Wenn wir das ein paar Tage lang hintereinander machen.
60.
Küche. MONA-LISA brät in einer Pfanne Gemüse aus der Tiefkühltruhe. In einer zweiten Pfanne ein Stück Fleisch. LEONARDO kommt mit dem Murakamibuch in die Küche. MONA-LISA: Morgen kaufen wir zusammen ein. Sie müssen unbedingt viel frisches Gemüse und viel Obst essen, sonst sind Sie bald ein toter Mann. LEONARDO holt aus einem Regal eine Weinflasche und macht sie auf. LEONARDO: Dieser Murakami gefällt mir auch. MONA-LISA: Heute Mittag wird kein Wein getrunken, Herr Wolff! Für die balinesische Fußmassage brauchen Sie einen klaren Kopf.
61.
Schlafzimmer. LEONARDO setzt sich auf das Bett und zieht die Schuhe und Socken aus. MONA-LISA: Sie müssen sich ganz ausziehen. LEONARDO zieht Hemd und Hose aus. MONA-LISA: Auch die Unterhose. LEONARDO: Die will ich lieber anbehalten. MONA-LISA: Ich muss doch sehen, wie die Massage wirkt. LEONARDO: Das siehst du auch mit Unterhose. Früher als bei mir noch alles funktionierte, war mein Schwanz riesengroß. Er zeigt ihr die genaue Größe mit beiden Händen an. Es klingelt an der Haustür. LEONARDO: Das ist der Mann, der mir Getränke ins Haus liefert. Kannst Du bitte runtergehen. Sag ihm, er soll alles in den Flur stellen.
62.
Flur. MONA-LISA öffnet die Haustüre. Der LIEFERANT schaut MONA-LISA erstaunt an. MONA-LISA: Herr Wolff macht gerade einen Mittagschlaf. Stellen Sie alles hier in den Flur. Aber bitte ganz leise, damit er nicht aufwacht.
63.
Schlafzimmer. MONA-LISA betritt wieder das Zimmer. LEONARDO liegt mit Unterhose auf dem Bett. Sie setzt sich auf das Fußende und legt einen Fuß in ihren Schoß. Sie faßt den Fuß sanft und beinahe zärtlich an. Dann drückt sie mit den Fingerspitzen auf mehre Stellen der Fußsohle. Jedesmal schreit LEONARDO laut auf. LEONARDO: Au! Au! Hilfe! Willst du mich umbringen! MONA-LISA lächelt.
64.
MONA-LISA schaut sich im Haus um. Sie öffnet die Türe zu einem Zimmer und entdeckt darin ein kleines Maleratelier. Sie geht rein und schaut sich die Bilder an.
65.
MONA-LISA öffnet die Türe zum Nachbarzimmer. Es ist unbenutzt und voller Gerümpel.
66.
Garten. MONA-LISA schaut sich im Garten um. LEONARDO ruft im Haus: Mona-Lisa, wo bist du? MONA-LISA ruft zurück: Ich bin im Garten. LEONARDO kommt, immer noch nur mit seiner Unterhose bekleidet heraus. MONA-LISA: Sie sind bei der sanften Massage einfach eingeschlafen. Wie fühlen Sie sich jetzt? LEONARDO: Ich muss jetzt unbedingt ein Glas Wein trinken. Ist das erlaubt? MONA-LISA: Ja.
67.
Schlafzimmer. LEONARDO zieht seine Kleider an.
68.
Küche. LEONARDO ruft nach draußen: Möchtest du auch ein Glas? MONA-LISA (off): Ja.
69.
MONA-LISA steht unter einem großen Apfelbaum und schaut nach den Äpfeln.
70.
LEONARDO kommt mit der Weinflasche, die er zum Mittagessen geöffnet hat, und zwei Gläsern aus dem Haus und stellt sie auf die Bank neben dem Hauseingang.
71.
MONA-LISA zeigt auf einen Apfel, der über ihr im Baum hängt. MONA-LISA: Den möchte ich haben. Der lächelt mich so richtig an. Können Sie ihn mir runterholen?
72.
LEONARDO geht zu MONA-LISA unter den Apfelbaum. LEONARDO: Ich bin zwar schon längere Zeit nicht mehr auf Bäume geklettert. LEONARDO springt hoch und erreicht einen dicken Seitenast mit den Händen. Dann schafft er es, zuerst mit einem Bein und dann mit dem anderen Bein über den Ast zu kommen. Vor allem mit seiner offensichtlich noch kräftigen Bauchmuskulatur kommt er auf dem Ast zum Sitzen. MONA-LISA: Ich bin sprachlos. LEONARDO: Welchen Apfel willst du? MONA-LISA: Der mit den roten Backen. Ja. Da. LEONARDO dreht den Apfel ab und wirft ihn zu MONA-LISA. Sie fängt ihn.
LEONARDO: Jetzt muss ich nur wieder runterkommen. Statt sich wieder mit beiden Händen an den Ast zu hängen, springt er. LEONARDO: Au! Mein Knie. MONA-LISA hilft ihm aufzustehen. MONA-LISA: Haben Sie sich verletzt? LEONARDO: Es ist nicht weiter schlimm. MONA-LISA beisst in den Apfel. MONA-LISA: Der schmeckt teuflisch gut. Ich habe es gewusst. Jetzt müssen Sie auch reinbeißen. LEONARDO: Du willst mich wohl verhexen.
73.
Abend. Vor der Hausbank steht jetzt ein schmaler Tisch. Darauf zwei Flaschen Wein und halbvolle Gläser. MONA-LISA und LEONARDO sitzen nebeneinander auf der Bank. MONA-LISA: Mein Vater hat auch gemalt. Vielleicht kennen Sie ihn. Er heißt Max Müller. LEONARDO: Kenne ich nicht. Lebt er noch? MONA-LISA: Keine Ahnung. LEONARDO: Du musst doch wissen, ob dein Vater noch lebt. MONA-LISA steht auf und geht ins Haus.
74.
Wohnzimmer. LEONARDO sucht MONA-LISA. Er öffnet die Tür zur Küche. LEONARDO: Wo bist du?
75.
Flur. LEONARDO klopft an die Tür zum Badezimmer. LEONARDO: Bist du auf der Toilette. Da er keine Antwort kriegt, öffnet er die Türe. Auch das Badezimmer ist leer.
76.
Treppenhaus. LEONARDO geht auf der Treppe nach oben und öffnet die Tür zum Schlafzimmer.
77.
Schlafzimmer. MONA-LISA sitzt auf dem Bett und weint. LEONARDO geht zu ihr und setzt sich neben sie. LEONARDO: Was ist passiert? Warum weinst du? Nach einer Weile antwortet MONA-LISA: Wenn ich an meinen Vater denke, muss ich immer weinen. LEONARDO wartet geduldig, ob sie das erklärt. LEONARDO: Warum musst du weinen, wenn du an deinen Vater denkst? (Pause) Hat er dich geschlagen? MONA-LISA reisst sich zusammen und trocknet die Tränen mit ihrem T-Shirt. MONA-LISA: Nein. Geschlagen hat er mich nicht. Sie schaut LEONARDO an. MONA-LISA: Als ich dreizehn Jahre alt war, hat er mich verführt. Und dann hat er zwei Jahre lang mit mir geschlafen. Immer wieder. Irgendwann bin ich von zu Hause weggelaufen und nie mehr zurückgegangen. LEONARDO: Das ist schlimm. MONA-LISA: Ein Jahr habe ich in Berlin auf der Straße gelebt. LEONARDO küsst MONA-LISA auf die Stirn, um sie zu beruhigen. MONA-LISA umfasst seinen Hals und küsst LEONARDO auf den Mund.
78.
Schlafzimmer. Die Sonne scheint durch die Vorhänge. LEONARDO wacht auf und will aus dem Bett steigen, ohne MONA-LISA aufzuwecken. Aber sie wacht auch auf. MONA-LISA: Bitte bleiben Sie noch bei mir. LEONARDO legt sich wieder neben sie und schaut sie an. MONA-LISA: Können Sie sich vorstellen, sich in mich zu verlieben? LEONARDO: Ganz unmöglich wäre das nicht. Aber was ist mit dir? Du hast doch gesagt, ohne Sex kannst du nicht leben. MONA-LISA: Ein Schwanz ist nicht das Wichtigste bei einer Frau. Sowas denken immer nur Männer. Darf ich Sie nochmal küssen?
79.
LEONARDO und MONA-LISA fahren zusammen durch die Landschaft. Die Sonne scheint immer noch. MONA-LISA singt leise vor sich hin.
80.
Supermarkt. LEONARDO schiebt den Einkaufswagen. MONA-LISA packt Gemüse und Obst in den Wagen. MONA-LISA: Sind Sie reich? Oder muss ich sparsam sein. LEONARDO: Reich bin ich nicht. Ich war Professor für Soziologie an der FU. Ich habe mich mit siebenundfünfzig frühpensionieren lassen. MONA-LISA: Dann müssen wir also nicht sparen, Herr Professor. Sie lacht ihn an.
81.
Schlafzimmer. Tag. LEONARDO liegt ohne Unterhose auf dem Bett. LEONARDO: Mein rechtes Knie tut weh. MONA-LISA: Dann müssen wir jetzt zwei Probleme behandeln. MONA-LISA drückt noch fester ihre Fingerspitzen in LEONARDOS Fußsohle. LEONARDO schreit noch lauter als bei der ersten Behandlung. LEONARDO: Du quälst mich. Macht dir das Spaß? MONA-LISA: Nein. Sie lacht ihn an. MONA-LISA: Aber wenn man etwas erreichen will, darf man vor nichts zurückschrecken. Das hat mein Lehrer in Bali immer wieder gesagt. Sie drückt noch fester und LEONARDO schreit noch lauter. MONA-LISA: Jetzt hat er sich bewegt! Ich habe doch gewusst, dass die Massage hilft. Wir dürfen nicht aufhören. LEONARDO: Das war nur meine Bauchmuskutatur.
82.
Abend. Auf der Bank vor dem Haus sitzen LEONARDO und MONA-LISA nebeneinander und trinken Wein. MONA-LISA: Leo, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich das Zimmer neben Ihrem Atelier leerräume und da ein Zimmer ganz für mich einrichte. LEONARDO: Wenn ich eine Tochter hätte, dann würde ich ihr dieses Zimmer geben. MONA-LISA: Dann tun wir einfach so, als wäre ich Ihre Tochter.
83.
Schlafzimmer. Nacht. MONA-LISA liegt schon im Bett. LEONARDO kommt ins Zimmer und legt sich neben sie. MONA-LISA: Darf ich mich ein bisschen an Sie kuscheln? LEONARDO: Ok. MONA-LISA kuschelt sich an LEONARDO: Du bist ja ganz nackt. MONA-LISA: Ist das schlimm? Eine Tochter darf das eigentlich nicht machen, aber wir spielen ja nur. MONA-LISA küsst LEONARDO. MONA-LISA: Gute Nacht Leo, schlafen Sie gut. Vielleicht träumen Sie heute etwas Schönes.
84.
Gerümpelzimmer. Tag. MONA-LISA steht inmitten des Gerümpels und beginnt aufzuräumen. Sie findet in einem Karton mehrere Bücher. Auf einem steht: „Das Gleichgewicht von Mann und Frau in der Ehe. Von Leonardo Wolff.“ Auf einem anderen Buch steht: „Die Funktion der Ehe zur Stabilisierung des Staates. Von Leonardo Wolff.“ MONA-LISA geht mit den beiden Büchern aus dem Zimmer.
85.
Küche. LEONARDO kocht. MONA-LISA kommt herein. MONA-LISA: Leo, Sie haben mir gar nicht gesagt, dass Sie Bücher geschrieben haben. LEONARDO: Alle Professoren müssen Bücher veröffentlichen. Das ist nichts Besonderes. Sonst haben die Studenten und Kollegen keinen Respekt vor ihnen. MONA-LISA: Das riecht aber gut. LEONARDO: Deine Kräuter. MONA-LISA: Wenn es so gut schmeckt, wie es riecht, können wir uns beim Kochen in Zukunft ja abwechseln. LEONARDO: Wenn man nicht verheiratet ist, ist das Leben einfach. Du musst meine Bücher mal lesen.
86.
Vor dem Haus. Tag. MONA-LISA stapelt alle Dinge, von denen sie denkt, dass sie nicht mehr gebraucht werden, auf einem freien Platz: kaputte Stühle, Regale und jede Menge große und kleine Kartons. LEONARDO liest weiter im Murakamibuch und trinkt Wein. Ab und zu schaut er, was sie macht. LEONARDO: Wenn du Hilfe beim Tragen brauchst, gib mir Bescheid. Meinem Knie geht es heute schon sehr viel besser. MONA-LISA: In diesem Karton war mal ein Fernseher. Wo ist der geblieben? LEONARDO: Ich hab ihn verschenkt. MONA-LISA: Wir könnten doch einen neuen Fernseher kaufen und am Abend zusammen die Tagesschau gucken.
87.
Abend. MONA-LISA zündet den Haufen, den sie vor dem Haus aufgebaut hat, mit einem Feuerzeug an und setzt sich dann zu LEONARDO. LEONARDO: Ich bewundere deine Energie. MONA-LISA: Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt in Ihrem und in meinem Leben.
88.
Gerümpelzimmer. Tag. MONA-LISA zeigt LEONARDO das leere Zimmer. MONA-LISA: Haben Sie etwas gegegen, wenn ich die Wände neu streiche? LEONARDO: Ganz im Gegenteil. MONA-LISA: Gibt es im Nachbardorf einen Baumarkt? LEONARDO: Zwei Dörfer weiter ist einer. MONA-LISA: Haben die auch Fernseher? LEONARDO: Nein.
89.
Baumarkt. MONA-LISA kauft einen Eimer Farbe und das nötige Zubehör zum Streichen.
90.
MONA-LISA fährt mit ihrem Fahrrad und dem Farbeimer zurück.
91.
Gerümpelzimmer. MONA-LISA trägt ein altes Hemd von Leonardo und viel zu große Jeans. Sie fängt an ihr neues Zimmer mit grüner Farbe zu streichen.
92.
Wohnzimmer. MONA-LISA ist überall mit Farbe bekleckert und isst zu Mittag mit LEONARDO. MONA-LISA: Ich war noch nie im Leben so glücklich wie jetzt bei Ihnen. Wenn Sie mir Geld geben, fahre ich morgen nach Berlin und kaufe einen Fernseher. LEONARDO: So viel Geld habe ich nicht im Haus. Ich kann dir aber meine EC-Karte geben und die Geheimnummer. Ich glaube man kann damit bis zu zweitausend Euro pro Tag abheben. MONA.LISA: Soviel brauche ich nicht.
93.
Morgen. Vor dem Haus. MONA-LISA verabschiedet sich von LEONARDO und steigt auf ihr Fahrrad. LEONARDO gibt ihr eine Fahrradkette und sagt: Aber schließ dein Fahrrad ab, sonst wird es vielleicht gestohlen. Wie willst Du überhaupt den Fernseher transportieren? MONA-LISA: Mir fällt schon was ein.
94.
MONA-LISA sitzt im Zug nach Berlin. Sie schaut nicht nach draußen, sondern ist in tiefes Nachdenken versunken. Der Zug hält, mehrere Leute steigen ein. Ein junger Mann setzt sich neben sie und fragt: Störe ich dich. MONA-LISA: Ja. Der junge Mann steht auf und setzt sich auf einen anderen Platz.
95.
LEONARDO geht mit einem Korb und seinem Fernglas durch den Wald. Er beobachtet die Vögel.
96.
Hotel. MONA-LISA steht am Empfang. HOTELPORTIER: Sie können selbstverständlich auch mit Ihrer EC-Karte bezahlen. MONA-LISA holt Leonardos EC-Karte aus ihrer Handtasche und gibt sie dem HOTELPORTIER. HOTELPORTIER: Haben Sie kein Gepäck? MONA-LISA: Mein Koffer mit allen meinen Sachen ist in Paris liegengeblieben. Das ist ganz schrecklich für mich. Ich habe nichts weiter zum Anziehen außer den Sachen, die ich trage und nicht mal eine Zahnbürste. HOTELPORTIER: Sie können eine von uns bekommen. Das ist doch selbstverständlich. Der HOTELPORTIER reicht ihr das Terminal für Kartenzahlung herüber. HOTELPORTIER: Jetzt müssen Sie nur noch Ihre Geheimnummer eingeben. MONA-LISA holt einen Zettel heraus, auf dem sie die Nummer aufgeschrieben hat. MONA-LISA: Ich kann mir die verflixte Nummer einfach nicht merken.
97.
Die Sonne geht unter. LEONARDO sitzt auf der Bank vor seinem Haus und trinkt Wein. Er liest weiter im Murakamibuch.
98.
Schlafzimmer. LEONARDO legt sich ins Bett und macht das Licht aus. LEONARDO sprichtzu sich selbst: Gute Nacht Mona-Lisa. Schlaf gut.
99.
Küche. Morgen. LEONARDO macht sein Frühstück fertig und geht mit einem Tablett nach draußen.
100.
LEONARDO geht im Wald zu der Stelle, an der er Mona-Lisa gefunden hat.
101.
Es regnet. LEONARDO fährt mit dem Fahrrad zum Bahnhof. Er findet dort das Fahrrad von Mona-Lisa. Ein Zug fährt in den Bahnhof ein. LEONARDO geht zum Bahnsteig. Niemand steigt aus.
102.
Atelierzimmer. LEONARDO macht den Versuch, ein Bild von Mona-Lisa zu malen.
103.
LEONARDO pflückt rotblühende Blumen in seinem Garten.
104.
LEONARDO stellt eine Vase mit den Blumen in Mona-Lisas grünes Zimmer. Im Licht der Sonne sieht der Strauß wunderschön aus. Er hört wie sich ein Auto dem Haus nähert und dann lautes Hupen.
105.
LEONARDO stürzt die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
106.
Vor dem Haus steht ein großes Transporttaxi. MONA-LISA steigt aus und fällt LEONARDO in die ausgebreiteten Arme. MONA-LISA küsst ihn. LEONARDO: Du warst lange weg. MONA-LISA: Ich weiß, aber es ging nicht anders. Leo, wenn Sie ein Telefon gehabt hätten, hätte ich Sie angerufen. Der TAXIFAHRER ist inzwischen auch ausgestiegen und hat die Hecktüre des Wagens geöffnet. MONA-LISA (zum Taxifahrer): Bitte stellen Sie einfach alles hier vor das Haus. Mein Mann und ich bringen die Sachen selber rein. Der TAXIFAHRER stellt viele große und kleine Kartons und zuletzt Mona-Lisas Fahrrad vor das Haus. MONA-LISA gibt ihm einen Zweihundert-Euroschein. MONA-LISA: Vielen Dank. Ich hoffe, Sie finden den Weg alleine zurück. TAXIFAHRER: Keine Sorge, junge Frau. Ich habe ein Navi. Leben Sie wohl! Das Taxi wendet und fährt davon. LEONARDO: Mein Gott, was hast du bloss alles eingekauft.
107.
LEONARDO trägt den ausgepackten Fernseher nach oben. LEONARDO: Wo soll er hin? In dein oder mein Zimmer? MONA-LISA: In unser Schlafzimmer. Da ist doch auch der Antennenanschluss. Hoffentlich funktioniert Ihre Satellitenantenne auf dem Dach noch. Wenn nicht, muss ich nochmal nach Berlin.
108.
Schlafzimmer. MONA-LISA schließt den Fernseher an und schaltet ihn ein. Sie sehen, nachdem auf dem Bildschirm die Nachricht erscheint, dass irgendein Programm geladen wird, das Programm der ARD mit der Meldung „Wir sind eins…“. MONA-LISA: Super! Jetzt kann es von mir aus Winter werden. Ich bin glücklich. Für mein Zimmer habe ich auch ein Bett gekauft. Falls Sie lieber mal alleine schlafen wollen. Aber beim Zusammenbauen müssen Sie mir helfen.
109.
Grünes Zimmer. MONA-LISA und LEONARDO bauen gemeinsam ein Ikeabett zusammen. Sie versteht die Anleitung zum Zusammenbau besser als LEONARDO.
110.
Vor dem Haus. MONA-LISA führt LEONARDO zu der Bank, stellt eine Weinflasche und ein Glas vor ihn hin. MONA-LISA: Ich will Ihnen alles zeigen, was ich gekauft habe. Aber Sie müssen hier sitzen bleiben und dürfen nicht gucken.
111.
Wohnzimmer. MONA-LISA zieht ein rotes Sommerkleid an.
112.
MONA-LISA kommt aus dem Haus und führt LEONARDO das Kleid vor. Sie macht dabei ein paar Catwalkschritte. MONA-LISA: Gefällt es Ihnen? LEONARDO: Du gefällst mir immer. Egal was du trägst. MONA-LISA: Warte, jetzt kommt mein nächster Outfit.
113.
MONA-LISA zieht enganliegende Hosen und einen Pullover an.
114.
MONA-LISA zeigt sich damit LEONARDO. MONA-LISA: Das ist für den Winter. Ich habe sogar schon ein wunderschönes Hochzeitskleid gekauft. Ich konnte nicht widerstehen. Außerdem war es ein Sonderangebot. Falls Sie es sich doch noch mal überlegen und mich heiraten wollen. LEONARDO: Du bist ein verrücktes Mädchen. Lies meine beiden Bücher über die Ehe.
115.
Wohnzimmer. MONA-LISA zieht den Pullover wieder aus und holt ein Handy aus der Verpackung.
116.
Vor dem Haus. MONA-LISA zeigt LEINARDO das Handy. MONA-LISA: Damit können wir telefonieren und im Internet surfen. Wenn draußen Schnee liegt und wir mit dem Fahrrad nicht mehr durchkommen, können wir die Sachen, die wir brauchen, online bestellen. Aber jetzt kommt das Allertollste. Warte ab.
117.
MONA-LISA kommt mit einem kleinen, blauen Karton, der mit einem roten Schleifchen zugebunden ist, zurück. MONA-LISA: Das müssen Sie auspacken. LEONARDO: Was ist da drin? Hast du etwa schon Eheringe gekauft? MONA-LISA: Die müssen Sie kaufen. Nicht ich. Machen Sie das Päckchen doch endlich auf. LEONARDO öffnet den Karton. LEEONARDO: Was ist denn das? MONA-LISA: Das ist ein Vibrator. Mit Fernbedienung. Die Verkäuferin hat mir gesagt, alle Frauen, die ihn gekauft haben, lieben es total. Und ich habe auch an Sie gedacht. Sie zeigt LEONARDO ein Schächtelchen mit Viagra-Tabletten. LEONARDO: Nie im Leben nehme ich sowas. Da kannst du machen, was du willst. Nur über meine Leiche!
118.
LEONARDO und MONA-LISA liegen im Bett und gucken die „Tagesschau“. MONA-LISA: Haben Sie gedacht, dass ich nicht mehr zurückkomme. So wie Sumire im Murakamibuch? LEONARDO: Ich habe heute zu viel Wein getrunken. Kannst du das Fernsehen bitte ausmachen. MONA-LISA schaltet den Fernseher aus. MONA-LISA: Sie werden mich nie wieder los. Gute Nacht. MONA-LISA küsst LEONARDO.
119.
Küche. Am nächsten Morgen hat MONA-LISA zum Frühstück das rote Kleid angezogen. Sie gibt LEONARDO einen Zettel, auf dem sie aufgeschrieben hat, was sie alles mitgebracht hat und was es gekostet hat. MONA-LISA: Insgesamt 3.777 Euro. Ich habe bei allen Sachen mit den Leuten gehandelt wie ein Teppichhändler. Ich habe überall einen Rabatt gekriegt. LEONARDO: Marihuana 200 Euro? MONA-LISA: Ich dachte, wenn wir ab und zu einen Joint rauchen, wäre das schön.
120.
Grünes Zimmer. Am Fußende des Bettes auf einem Stuhl in einem mit Sand gefüllten Glas glimmen Räucherstäbchen. MONA-LISA sitzt neben LEONARDO auf dem Bett und MONA-LISA drückt noch stärker mit den Fingern in seine Fußsohlen als bei den bisherigen Behandlungen. LEONARDO schreit jedesmal laut auf wie immer. LEONARDO: Warum gibst du nicht auf? MONA-LISA: Ich gebe nie auf. Wenn ich aufgeben würde, wäre ich schon lange tot.
121.
LEONARDO und MONA-LISA sammeln essbare Pilze im Wald. LEONARDO: Findest du nicht, dass du zum Pilzesuchen etwas anderes hättest anziehen sollen. MONA-LISA: Ich möchte, dass ich Ihnen gefalle.
122.
Abend. Vor dem Haus. LEONARDO ist dabei die Pilze, die er und MONA-LISA im Wald gefunden haben, zu putzen. MONA-LISA kommt aus dem Haus, setzt sich neben LEONARDO auf die Bank. Dann gibt sie ihm die Fernbedienung für den Vibrator. LEONARDO: Was soll ich damit machen? MONA-LISA: Wenn Sie da draufdrücken, fängt der Vibrator an. Der ist jetzt in mir drin. Wenn Sie nochmal draufdrücken, wird er schneller. LEONARDO legt die Fernbedienung weg. LEONARDO: Zuerst putze ich die Pilze zuende. Du könntest mir dabei helfen. MONA-LISA: Ich habe keine Lust, Pilze zu putzen. Ich will wissen, wie das Ding funktioniert. LEONARDO: Du kannst ja selber draufdrücken. MONA-LISA: Ich will, dass Sie das machen. Das ist ein Unterschied. LEONARDO nimmt die Fernbedienung in die Hand und drückt auf den Knopf. Er schaut MONA-LISA an LEONARDO: Und? Funktioniert deine Sexmaschine? MONA-LISA verdreht die Augen. MONA-LISA: Oh! Ja! MONA-LISA schließt jetzt die Augen. MONA-LISA: Drück nochmal drauf. LEONARDO tut es. MONA-LISA lächelt vor sich hin und sagt immer wieder: Oh! Oh! Oh! LEONARDO schaut sie an. LEONARDO: Ich glaube, ich nehme doch so eine Viagra-Pille. Vielleicht sogar zwei. Ich habe schon jetzt das Gefühl bei mir unten regt sich was.
123.
Wohnzimmer. Nacht. LEONARDO sitzt auf dem Sofa. MONA-LISA sitzt auf ihm. Beide sind nackt. Ihre Kleider liegen verstreut auf dem Boden. LEONARDO: Ich will nach oben ins Schlafzimmer. Bleib einfach so wie du bist. Ich trage dich.
124.
LEONARDO und MONA-LISA steigen die Treppe hoch. MONA-LISA umklammert seinen Hals. MONA-LISA: Mein Gott, bist du stark! Ich liebe dich.
125.
Schlafzimmer. MONA-LISA sitzt immer noch auf LEONARDO. Beide stöhnen laut vor Lust. LEONARDO hat einen Orgasmus und ist dann plötzlich still. MONA-LISA: Leo! Leo! Was ist los? Was ist passiert mit dir? LEONARDO anrwortet nicht. MONA-LISA: Bist du tot? MONA-LISA setzt sich neben LEONARDO und beginnt hemmungslos zu weinen.
THE END
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